Berlin nach dem Buch

Erkunden Sie die drei Berlinromane Berlin Alexanderplatz von Alfred Döblin, Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada und Herr Lehmann von Sven Regener als Novel City Maps in einem interaktiven Prototypen.

Der Prototyp ist Teil eines Forschungsprojektes, daher sind wir sehr an Ihrem Feedback interessiert! Wir würden uns freuen, wenn Sie 5 Minuten erübrigen könnten, um unseren Fragebogen zu beantworten, nachdem Sie den Prototypen ausprobiert haben.

Wie lese ich Novel City Maps?

Jeder der drei Romane kann in einer narrativen Ansicht und einer Kartenansicht betrachtet werden.

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Narrative Ansicht

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Kartenansicht

Narrative Ansicht
Die narrative Ansicht zeigt alle in einem Roman genannten Orte und Verbindungen zwischen jenen Orten, die zusammen in einem Absatz genannt werden. Das graphische System ist eine Reminiszenz an den typischen U-Bahn-Fahrplan, wie er heutzutage in allen größeren Städten in ähnlicher Form verwendet wird. Diese Ähnlichkeit der Darstellung macht auf die Bewegung und die oft plötzlichen Wechsel zwischen Orten in der Erzählung aufmerksam.

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Jede Nennung eines Ortes wird durch einen weißen Kreis repräsentiert.

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Nennungen des selben Ortes sind miteinander verbunden und bilden zusammen eine »U-Bahn-Linie«. Die horizontale Position der Kreise beschreibt hierbei die Position des Absatzes, in dem ein Ort im Buch genannt wird.

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Hovert man über einen Kreis, kann die Erwähnung im Kontext betrachtet werden.

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Die vertikale Position der »Straßen« gibt Auskunft über die Häufigkeit des Ortes im Roman.

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Verschiedene Orte, die zusammen in einem Absatz genannt werden, werden durch vertikale Linien miteinander verbunden.

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Beim Hovern über »Straßen« werden die Verbindungen zu anderen Straßen an den jeweiligen Positionen der Absätze hervorgehoben.

Kartenansicht
Die Kartenansicht zeigt eine geographische Darstellung der Gegenden in der Stadt, die einen prominenten Platz in der Geschichte haben. In dieser Ansicht werden nur Straßen und Plätze angezeigt, die auch im Roman erwähnt werden, vorausgesetzt, sie haben eine reale Entsprechung. Orte, die häufiger vorkommen, werden hierbei heller dargestellt, so dass für jeden Roman ein einzigartiger räumlicher Fingerabdruck entsteht. Beispielsweise sehen wir für Herr Lehmann zwei kleine Inseln in den West-Berliner Bezirken Charlottenburg und Kreuzberg, in denen sich der überwiegende Teil der Handlung abspielt. Da die Geschichte in den achtziger Jahren spielt, also zur Zeit als die Berliner Mauer noch stand, ist der östliche Teil der Stadt praktisch nicht existent auf dieser Karte.

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Erwähnte Straßen werden weiß auf der Karte dargestellt.

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Hovert man über die Straßen, werden alle Textstellen angezeigt, in denen dieser Ort genannt wird.

Hintergrund

Novel City Maps ist Teil eines Dissertationsprojektes, das untersucht, auf welche Weise die Konstruktion von realem und fiktionalem Raum in Romanen visuell dargestellt werden kann. Das Projekt erforscht, inwiefern solche Repräsentationen Literaturwissenschaftler dabei unterstützen könnten, Relationen zwischen Orten und Räumen zu identifizieren, die in textlicher Nähe genannt werden. Da jeder fiktionale Text eine eindeutige Karte produziert, die mit Novel City Maps anderer Städte verglichen werden kann, wird die Wichtigkeit einzelner Orte und deren Beziehung zueinander sichtbar. Die Einflüsse von Geschichte, Autor, Zeit und anderen Faktoren werden einer visuellen Analyse zugänglich. Neben der Nutzung als Tool für Expert_innen ist auch ein Mehrwert für interessierte Leser_innen dieser Romane vorstellbar. Diese Art der Repräsentation könnte dabei helfen, ein besseres räumliches Verständnis für die Orte in den Romanen zu entwickeln. Leser_innen werden dazu in die Lage versetzt, Romane entlang von Orten zu erkunden und lesen.

Auf der einen Seite könnte dies Leser_innen, die bereits mit einem Roman vertraut sind, in die Lage versetzen, eine neue Perspektive auf und eine intensivere Beschäftigung mit dem Buch zu ermöglichen. Auf der anderen Seite könnte es Betrachter_innen auch dazu motivieren, sich mit dem Buch zu beschäftigen, wenn sie eine persönliche Verbindung zu bestimmten Orten haben oder ein Interesse an den besonderen räumlichen Mustern haben, die ein Roman produziert.

In diesem Prototypen wurden drei populäre Berlinromane ausgewählt, die jeweils zu unterschiedlichen Zeiten einen ganz eigenen Blick auf Berlin werfen und sich hinsichtlich Themen, Stil und narrativer Elemente stark unterscheiden. Insbesondere die Stadt Berlin bietet sich für eine solche räumliche Literaturanalyse an, bedenkt man die vielen radikalen sozialen, ökonomischen und politischen Veränderungen und Entwicklungen, denen die Stadt im letzten Jahrhundert ausgesetzt war.