Inter…was?
Intersektionalität!

Eine visuelle Einführung

Ziel dieses Artikels ist es die Themen Intersektionalität, Diskriminierung und Privilegierung mithilfe visueller Elemente anschaulich zu erklären. Intersektionale Perspektiven sind bislang kaum im Alltagswortschatz und in gesellschaftlichen Diskursen in Deutschland angekommen. Das möchten wir ändern, dieser Artikel kann ein Anfang dafür sein. Eine erste Version des Artikels entstand im Rahmen der Design Bachelorarbeit von Hannah Schwan. Anschließend wurde er im UCLAB von Hannah, Jonas Arndt, Sandra Cartes und Marian Dörk weiterentwickelt.

31.05.2021

Inter…was?
Intersektionalität!

Eine visuelle Einführung

Identische Qualifikationen.
Identischer Lebenslauf.
Identische Bewerbung.
Der einzige Unterschied: Name und Foto.
Warum wird Sandra zum
Vorstellungsgespräch eingeladen,
Meryem aber nicht?

Scrolle nach unten, um Antworten darauf zu finden

Der gesamte Screen ist gefüllt mit unperfekten, »selbst gezeichneten« Strichen, die eine fast weiße Füllung haben und eine graue Umrandung. Es gibt viele unterschiedliche Ausrichtungen der Striche (90 Grad, 180 Grad, 45 Grad usw.) und sie sind ineinander verwoben, sodass ein Netz aus Strichen entsteht. Im Vordergrund stehen in großen, orangenen Buchstaben untereinander die Wörter Zugang, Einbeziehung, Teilhabe und Anerkennung.

Mit dem Scrollen setzen sich nun alle waagerechten Striche vor diese Wörter und ihre Umrandung nimmt eine orange Farbigkeit an. Mit weiterem Scrollen treten immer mehr Strichausrichtungen in den Vordergrund und ihre Umrandungen werden orange, sodass die Wörter Zugang, Einbeziehung, Teilhabe und Anerkennung sehr schwer lesbar werden.

Person A Person B Person C

Zugang zu Ressourcen wie zu Bildung, zum Arbeitsmarkt und zu Wohnraum, soziale und politische Teilhabe, gesellschaftliche Einbeziehung und Anerkennung. Als Person A kannst Du diese Wörter ohne Probleme lesen.

Was passiert, wenn du in andere Personen schlüpfst und aus ihrer Sicht auf diese Begriffe schaust?

Fällt Dir etwas auf?

Die Begriffe sind aus der Sicht dieser Person schwieriger zu erkennen.

Verschiedene Personen haben ungleiche Bedingungen, wenn es um Zugang, Teilhabe, Einbeziehung und Anerkennung geht. Sie werden unterschiedlich benachteiligt und bevorteilt.

Um das genauer verstehen zu können, werfen wir einen Blick darauf, was unter Intersektionalität, Diskriminierung und Privilegierung verstanden wird.

Im Hintergrund liegt das gleiche Netz aus Strichen wie zu Anfang, die Strichumrandungen haben aber alle eine orange Farbigkeit. Der gesamte Screen ist von diesem Netz ausgefüllt.

Intersektionalität – eine erste Definition

Wir sind alle unterschiedliche Individuen, mit ganz unterschiedlichen Interessen, Stärken, Zielen etc. Darüber hinaus prägen uns mehrere sogenannte soziale Kategorien, wie Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, ›Rasse‹ (einschließlich Ethnizität, Nationalität, Hautfarbe, Migrationsstatus, Sprache, Kultur), Religion, Klasse (einschließlich sozio-ökonomische Position und Herkunft), Behinderung, Alter etc. Diese sozialen Kategorien sind Dimensionen sozialer Machtverhältnisse: Personen und Gruppen werden im Rahmen vorherrschender Gesellschaftssysteme (Kapitalismus, weiße Vorherrschaft und Patriarchat) basierend auf diesen sozialen Kategorien unterschiedlich benachteiligt, also diskriminiert, und bevorteilt, also privilegiert. Das führt zu sozialer Ungleichheit und asymmetrischer Machtverteilung in unserer Gesellschaft.

Aus intersektionaler Perspektive sind diese sozialen Kategorien bzw. Machtverhältnisse nicht isoliert voneinander zu betrachten und existieren nie unabhängig voneinander. Intersektionalität beschreibt die Verflechtung und Verwobenheit mehrerer sozialer Kategorien bzw. Machtverhältnisse. Sie wirken stetig gleichzeitig zusammen und stehen in einer ständigen Wechselwirkung zueinander.
In den folgenden Kapiteln findest du dazu anschauliche Erklärungen und Beispiele.

Visualisierungsentscheidungen & Datenkontext

Visualisierung von Intersektionalität

Die Besonderheit und Komplexität von Intersektionalität liegt unter anderem darin, dass sie sowohl die Eigenständigkeit, als auch den stetigen Zusammenhang, das stetige Zusammenwirken von diversen sozialen Kategorien bzw. Machtverhältnissen erfasst. Eine visuelle Repräsentation von Intersektionalität muss dies widerspiegeln, um diese Besonderheit und Komplexität vermitteln zu können.

Verschiedene Ausrichtungen von Strichen repräsentieren verschiedene soziale Kategorien

Warum?

Intersektionalität wird durch ineinander verwobene Striche repräsentiert

Warum?

Eine verworfene Alternative

Mehr dazu

Der Screen zeigt nun eine »herausgezoomte« Version des Netzes mit kleineren Strichen, die hellgraue Umrandungen haben. Der gesamte Screen ist von diesem Netz ausgefüllt und es bleibt auch für die nächsten Kapitel sichtbar. Rechts gibt es drei verschiedene, organische Formen (organische Verformungen von Kreisen), die untereinander angeordnet sind. Diese Formen bilden sich aus dem Hintergrundnetz heraus, indem sie ebenfalls mit dem Netz gefüllt sind und durch eine Farbveränderung der Strichumrandungen innerhalb der Formen sichtbar werden. In jeder der drei Formen stehen die Wörter Zugang, Einbeziehung, Teilhabe, Anerkennung. Innerhalb der ersten Form sind die Strichumrandungen grau und alle Strichausrichtungen liegen hinter den Wörtern. Innerhalb der darunter angeordneten Form befinden sich die waagerechten Striche vor den Wörtern und sie haben eine orange Umrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung und sind hinter den Wörtern positioniert. Innerhalb der unteren Form treten alle waagerechten und senkrechten Striche und die Striche mit einer 135 Grad Ausrichtung vor die Wörter und ihre Umrandungen sind orange, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung und sind hinter den Wörtern positioniert.

In allen sozialen Kategorien privilegiert z.B. weißer, heterosexueller, cis-geschlechtlicher, junger, nicht armer Mann ohne Behinderung
Aufgrund des Geschlechtes diskriminiert (Sexismus), in Bezug auf andere soziale Kategorien privilegiert z.B. weiße, heterosexuelle, cis-geschlechtliche, junge, nicht arme Frau ohne Behinderung
Aufgrund des Geschlechtes (Sexismus), der ›Rasse‹ (Rassismus) und der Klassenzugehörigkeit (Klassismus) diskriminiert, in Bezug auf andere soziale Kategorien privilegiert z.B. heterosexuelle, cis-geschlechtliche, junge, arme Frau of Color ohne Behinderung
In allen sozialen Kategorien privilegiert z.B. weißer, heterosexueller, cis-geschlechtlicher, junger, nicht armer Mann ohne Behinderung
Aufgrund des Geschlechtes diskriminiert (Sexismus), in Bezug auf andere soziale Kategorien privilegiert z.B. weiße, heterosexuelle, cis-geschlechtliche, junge, nicht arme Frau ohne Behinderung
Aufgrund des Geschlechtes (Sexismus), der ›Rasse‹ (Rassismus) und der Klassenzugehörigkeit (Klassismus) diskriminiert, in Bezug auf andere soziale Kategorien privilegiert z.B. heterosexuelle, cis-geschlechtliche, junge, arme Frau of Color ohne Behinderung

Diskriminierung & Privilegierung

Individuen und Gruppen werden basierend auf sozialen Kategorien unterschiedlich diskriminiert und privilegiert. Sie erleben deswegen ungleiche Bedingungen, wenn es um Zugang zu Ressourcen, soziale und politische Teilhabe, gesellschaftliche Einbeziehung und Anerkennung etc. geht. Privilegien führen zu Bedingungen, die Bevorteilung und Machtpositionen reproduzieren.

Diskriminierung und Privilegierung müssen immer zusammen gedacht werden, denn die jeweils privilegierte Identität innerhalb einer sozialen Kategorie – also z.B. weiß, Mann, heterosexuell, cis-geschlechtlich oder ohne Behinderung – bildet die sogenannte »Norm«. Und damit die Ausgangsbasis für diskriminierende Strukturen. Diskriminierung und Privilegierung können innerhalb eines Individuums oder einer bestimmten sozialen Gruppe zusammen und gleichzeitig existieren. Beispiele für Diskriminierungsformen sind Rassismus, Sexismus, Ableismus, Klassismus, Cis- und Heterosexismus, Anti-muslimischer Rassismus, Antisemitismus, Anti-Rom*nja Rassismus.

Die Schwierigkeit liegt darin, dass Privilegien meist selbstverständlich und nicht sichtbar für diejenigen sind, die sie besitzen. Privilegierte Menschen tendieren dazu, ihre Privilegien nicht als solche wahrzunehmen und folglich nicht zu erkennen, welche Hürden und Benachteiligungen für andere Menschen entstehen, die diese Privilegien nicht haben. Es fehlt die gelebte Erfahrung, die alltäglich daran erinnert, von der Norm abzuweichen.
Ein erster, wichtiger Schritt ist es, sich seiner eigenen Privilegien bewusst zu werden, sie zu reflektieren und anzuerkennen. Das kann beispielsweise damit beginnen, sich über Erfahrungen von Menschen, die Diskriminierung ausgesetzt sind, zu informieren.

Visualisierungsentscheidungen & Datenkontext

Visualisierung von Diskrimi
nierung und Privilegierung

Das Netz aus verwobenen Strichen ist immer sichtbar und einzelne Strichausrichtungen werden nie ohne dieses Netz dargestellt

Warum?

Diskriminierung wird durch orangefarbene und in den Vordergrund tretende Striche visualisiert

Warum?

Es können sich vielfältige, unterschiedliche und individuelle Formen aus dem Netz der verwobenen Striche herausbilden

Warum?

Eine verworfene Alternative

Mehr dazu

Fallbeispiele aus Deutschland

Wir schauen uns nun Fallbeispiele von intersektionaler Diskriminierung in Deutschland an, die beispielsweise in Berichten des → Center for Intersectional Justice Berlin beschrieben werden. Das Visualisieren von Daten aus Studien unterstützt die Veranschaulichung. Die folgenden Beispiele sind ein kleiner Ausschnitt der zahlreichen, intersektionalen Diskriminierungsformen und -erfahrungen.

18,80% Sandra Bauer
Einladungen zum Vorstellungsgespräch
4,20% Meryem Öztürk mit Hidschab
Einladungen zum Vorstellungsgespräch

»Habe für ein Praktikum im Kindergarten angerufen und nach einem Praktikumsplatz gefragt. Nachdem ich eine Zusage bekommen habe, habe ich gesagt, dass ich ein Kopftuch habe. Daraufhin bekam ich die Antwort, ›entweder ziehen Sie Ihr Kopftuch aus oder es ist nicht möglich‹ (habe insgesamt 18 Kindertagesstätten angerufen und überall ähnliche Antworten bekommen).«

18,80% Sandra Bauer
Einladungen zum Vorstellungsgespräch
4,20% Meryem Öztürk mit Hidschab
Einladungen zum Vorstellungsgespräch

»Habe für ein Praktikum im Kindergarten angerufen und nach einem Praktikumsplatz gefragt. Nachdem ich eine Zusage bekommen habe, habe ich gesagt, dass ich ein Kopftuch habe. Daraufhin bekam ich die Antwort, ›entweder ziehen Sie Ihr Kopftuch aus oder es ist nicht möglich‹ (habe insgesamt 18 Kindertagesstätten angerufen und überall ähnliche Antworten bekommen).«

Der gesamte Screen ist noch immer von dem Netz aus Strichen ausgefüllt. Die vorherigen Formen verschwinden und rechts bilden sich zwei neue, unterschiedlich große, organische Formen aus dem Netz heraus. Das Größenverhältnis der beiden Formen spiegelt das Verhältnis von 18,8% zu 4,2% wider. Die obere Form visualisiert die 18,8% und ihre waagerechten Striche sind im Vordergrund und haben eine orange Umrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung. Die untere Form visualisiert die 4,2% und hier sind auch die waagerechten Striche und zusätzlich die zwei Strichausrichtungen 135 und 335 Grad im Vordergrund und haben eine orange Umrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung.

Frauen mit Hidschab beim Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt

Frauen mit Hidschab (muslimisches Kopftuch) erfahren intersektionale Diskriminierung – Sexismus und anti-muslimischen Rassismus – in diversen Bereichen in Deutschland. Nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch strukturell und institutionell. So erleben sie zum Beispiel direkte Diskriminierung beim Zugang zum Arbeitsmarkt, was ein → Experiment von Doris Weichselbaumer aus dem Jahr 2016 (S. 12ff) deutlich macht:

1474 Bewerbungen wurden an Unternehmen in Deutschland verschickt, in allen Punkten identisch, mit Ausnahme des Namens und des Bewerbungsfotos. Drei verschiedene Identitäten sollten in diesem Experiment getestet werden: Eine Frau mit einem »deutsch klingenden« Namen (Sandra Bauer), eine Frau mit einem »türkisch klingenden« Namen (Meryem Öztürk) und eine Frau mit einem »türkisch klingenden« Namen (Meryem Öztürk), die auf dem Bewerbungsfoto ein Hidschab trägt. Auf allen drei Bewerbungsfotos war die gleiche Frau zu sehen, auf einem trägt sie einen Hidschab.

Sandra Bauer war die erfolgreichste Kandidatin: Von 18,8% aller Unternehmen, bei denen sie sich bewarb, wurde sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Meryem Öztürk ohne Hidschab von 13,5%. Meryem Öztürk, die auf dem Bewerbungsfoto einen Hidschab trägt, wurde lediglich von 4,2% aller Unternehmen, die sie kontaktierte, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.

Die stark unterschiedliche Anzahl der Einladungen zum Vorstellungsgespräch zeigt die intersektionale Diskriminierung, mit der Frauen mit Hidschab beim Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt konfrontiert sind.

Trotz identischer Bewerbung müsste die Frau mit einem Hidschab und einem »türkisch klingenden« Namen, 4,5-mal so viele Bewerbungen senden wie eine Frau mit einem »deutsch klingenden« Namen und ohne Hidschab, um die gleiche Anzahl von Einladungen zu einem Vorstellungsgespräch zu erhalten.

Ein Beispiel für indirekte intersektionale Diskriminierung von Frauen mit Hidschab auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist das sogenannte »Neutralitätsgesetz« in Berlin, das in erster Linie ein Kopftuchverbot für beispielsweise muslimische Richterinnen, Lehrerinnen und Erzieherinnen zur Folge haben kann. Solche rechtlich legitimierten, religiösen Kleidungsbeschränkungen richten sich nicht direkt gegen eine bestimmte Glaubensgemeinschaft, allerdings liegt der Schluss nahe, dass der Hidschab das implizite Ziel ist. Gerechtfertigt werden sie mit der Argumentation der Aufrechterhaltung der »Neutralität« von staatlichen Institutionen.

Die untere Form vergrößert sich (die waagerechten Striche und die zwei Strichausrichtungen 135 und 335 Grad sind innerhalb der Form im Vordergrund und haben eine orange Umrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung).

Es stellt sich die Frage, was in diesem Zusammenhang als »neutral« gilt. Die »Neutralität« ist in keinem Fall objektiv oder unpolitisch. »Als ›neutral‹ gilt in unserem Falle das, was aus einer Mehrheitsperspektive ›normal‹ erscheint. Das Kopftuch erscheint nicht ›normal‹, deswegen wird es auch nicht als ›neutral‹ gelesen. Auch hier verhindert ein Kopftuchverbot, dass das Kopftuch je als normal wahrgenommen werden könnte – und irgendwann als ›neutral‹ erscheinen könnte.« (Mangold, 2017) Frauen, die den Hidschab tragen, sind unverhältnismäßig stark von solchen religiösen Kleidungsbeschränkungen betroffen, die sie z.B. von Beschäftigungsmöglichkeiten ausschließen. Die rechtliche Legitimation hat zudem den Effekt, dass sich die Diskriminierung auf andere Bereiche ausweitet – z.B. auf Arbeitgeber*innen im privaten Sektor, die eigentlich außerhalb des Wirkungsbereiches solcher Gesetze liegen – und auch dort akzeptiert und normalisiert wird.
(Zitat aus einem → Bericht zu Diskriminierung in Deutschland von 2017, S. 242)

»Die Leute sagen mir ›ja, du hast eine geistige Behinderung‹. Ein bisschen habe ich das geglaubt, einmal als ich so geschockt war. Aber dann wieder ›nee, das kann nicht sein‹. Ich hab mich sofort beschwert, denen gesagt ›wie könnt ihr mir das sagen? Was soll das? Ich kann rechnen bis 1000 und mehr‹. (...) Keiner dachte daran, ›er gehört nicht hierhin‹. Ich habs aufgegeben, die haben mich auch aufgegeben.«

24,40% Mehrheitsbevölkerung
Gymnasiumsbesuch
2,30% Sinti*zze und Rom*nja
Gymnasiumsbesuch
4,90% Mehrheitsbevölkerung
Förderschulbesuch
10,70% Sinti*zze und Rom*nja
Förderschulbesuch
24.40%
Mehrheitsbevölkerung
Gymnasiumsbesuch
2.30%
Sinti*zze und Rom*nja
Gymnasiumsbesuch

»Die Leute sagen mir ›ja, du hast eine geistige Behinderung‹. Ein bisschen habe ich das geglaubt, einmal als ich so geschockt war. Aber dann wieder ›nee, das kann nicht sein‹. Ich hab mich sofort beschwert, denen gesagt ›wie könnt ihr mir das sagen? Was soll das? Ich kann rechnen bis 1000 und mehr‹. (...) Keiner dachte daran, ›er gehört nicht hierhin‹. Ich habs aufgegeben, die haben mich auch aufgegeben.«

Die vorherigen Formen verschwinden und rechts unten bildet sich eine neue organische Form aus dem Netz heraus. Innerhalb dieser sind die Strichausrichtungen 90 und 135 Grad im Vordergrund und haben eine orange Umrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung.

Sinti*zze und Rom*nja Kinder im deutschen Schulsystem

Sinti*zze und Rom*nja leben seit dem 15. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum und sind die größte ethnische Minderheit in Europa. Sie sind Vorurteilen, Diskriminierung und Marginalisierung ausgesetzt, welche ihre Wurzeln in historischen Ereignissen haben. So wurden sie in Deutschland während des Holocausts/Porajmos systematisch verfolgt und ermordet. Sinti*zze und Rom*nja sind bis heute rassistischer und klassistischer Diskriminierung ausgesetzt – auf individueller, struktureller und institutioneller Ebene. So auch im deutschen Schulsystem. Der Fall Nenad Mihailovic, gezeigt in der → Dokumentation »Für dumm erklärt - Nenads zweite Chance« von 2018, macht dies deutlich:

2017 verklagte der 20-Jährige erfolgreich das Land Nordrhein-Westfalen, da er fälschlicherweise, als er 7 Jahre alt war, bei einem Einstufungstest als geistig behindert eingestuft wurde und daraufhin eine Förderschule besuchen musste. Zum Zeitpunkt des Testes konnte er nur Romanes sprechen, die Sprache der Rom*nja. Das wurde mit einer geringen Intelligenz gleichgesetzt. Solche vermeintlich »neutralen« Methoden im Bildungssystem, welche z.B. mangelnde Sprachkenntnisse nicht adäquat berücksichtigen, haben zur Folge, dass beispielsweise bei Sinti*zze und Rom*nja Kindern unverhältnismäßig häufig – fälschlicherweise – besondere Bedürfnisse und Lernbehinderungen diagnostiziert werden und sie damit aufgrund ihrer Ethnizität und Klassenzugehörigkeit benachteiligt werden.
(Zitat von Nenand Mihailovic aus der → Dokumentation »Für dumm erklärt - Nenads zweite Chance« von 2018, Minute 0–36)

Eine → Studie zur Bildungssituation deutscher Sinti*zze und Rom*nja von 2011 (S. 101f), herausgegeben von Daniel Strauß, macht diese strukturelle Diskriminierung von Sinti*zze und Rom*nja im Bildungssystem deutlich:

Die vorher beschriebene Form wird kleiner und visualisiert nun die 2,3%. Die Farbigkeit der Strichumrandungen innerhalb der Form bleibt dieselbe (Strichausrichtungen 90 und 135 Grad sind im Vordergrund und haben eine orange Umrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung). Rechts oben bildet sich eine zweite, größere Form aus dem Netz heraus. Diese visualisiert die 24,4% und hier haben alle Strichausrichtungen eine graue Umrandung. Das Größenverhältnis der beiden Formen spiegelt das Verhältnis von 24,4% zu 2,3% wider.

Sinti*zze und Rom*nja sind überproportional an Förderschulen und unterproportional an Gymnasien vertreten. Nur 6 von 261 Befragten besuchten ein Gymnasium, das entspricht 2,3%. In der Mehrheitsbevölkerung verfügen insgesamt 24,4% über eine Hochschulreife, in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen sogar über 40%. Nur 11,5% der Befragten besuchten die Realschule (12,3% der befragten 14- bis 25-Jährigen). Im Vergleich: In der Mehrheitsbevölkerung haben über 30% in der Altersgruppe der 14- bis 25-Jährigen einen mittleren Bildungsabschluss.

Die untere Form wird nun größer und die obere Form kleiner, sodass die untere Form größer ist als die obere Form. Die Farbigkeit der Strichumrandungen innerhalb der Formen bleibt dieselbe. Die untere Form visualisiert die 10,7% und die obere die 4,9%. Das Größenverhältnis der beiden Formen spiegelt das Verhältnis von 10,7% zu 4,9% wider.

10,7% der befragten Sinti*zze und Rom*nja besuchten eine Förderschule, in der Mehrheitsbevölkerung sind es nur 4,9% aller Schüler*innen.

Die überproportionale Vertretung von Sinti*zze und Rom*nja an deutschen Förderschulen macht die intersektionale und strukturelle Diskriminierung deutlich, der sie ausgesetzt sind.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte urteilte beispielsweise in der Tschechischen Republik, dass die stark überproportionale Anzahl von Sinti*zze und Rom*nja Kindern an Förderschulen in Tschechien Ausdruck indirekter Diskriminierung ist, da vermeintlich »neutrale« Einstufungstests bestimmte Faktoren und Hintergründe – z.B. mangelnde Sprachkenntnisse – nicht berücksichtigen.
Die rechtlich legitimierte Diskriminierung von Sinti*zze und Rom*nja Kindern im Schulsystem bringt weitere strukturelle Barrieren/Benachteiligungen mit sich, wie der Ausschluss vom Arbeitsmarkt, der mangelnde Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen, der in der Folge schwierigere Zugang zum Wohnungsmarkt usw.

Frauen mit Behinderung
Erfahrung mit sexualisierter Gewalt
Frauen ohne Behinderung
Erfahrung mit sexualisierter Gewalt
47% Frauen mit Behinderung
Erwerbstätigkeit
74% Frauen ohne Behinderung
Erwerbstätigkeit
2-3x häufiger Frauen mit Behinderung
Erfahrung mit sexualisierter Gewalt
Frauen ohne Behinderung
Erfahrung mit sexualisierter Gewalt
47% Frauen mit Behinderung
Erwerbstätigkeit
74% Frauen ohne Behinderung
Erwerbstätigkeit

Die vorherigen Formen verschwinden und rechts bilden sich zwei neue unterschiedlich große, organische Formen aus dem Netz heraus. Das Größenverhältnis der beiden Formen spiegelt das Verhältnis von 3 zu 1 wider. Innerhalb der oberen, größeren Form treten die waagerechten Striche und die Strichausrichtung 45 Grad in den Vordergrund und erhalten eine orange Strichumrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung. Innerhalb der unteren, kleineren Form treten nur die waagerechten Striche in den Vordergrund und erhalten eine orange Strichumrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung.

Frauen mit Behinderung: Gewalterfahrung und Erwerbstätigkeit

Frauen mit Behinderung erfahren, aufgrund ihres Geschlechtes und ihrer Behinderung, in diversen Bereichen in Deutschland Diskriminierung – auf individueller, struktureller und institutioneller Ebene.

Eine → Studie von 2012, herausgegeben vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (S. 21 & 24), zeigt die besondere Vulnerabilität und Gefährdung von Frauen mit Behinderung:

Sie sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Opfer von körperlicher, sexualisierter und/oder psychischer Gewalt zu werden. Die innerhalb der Studie 1561 befragten Frauen mit Behinderung waren zwei- bis dreimal häufiger sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend durch Erwachsene ausgesetzt als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt. Und auch im Erwachsenenleben sind sie zwei- bis dreimal häufiger von sexualisierter Gewalt betroffen.

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt erfahren Frauen mit Behinderung intersektionale Diskriminierung. Vorherrschende patriarchale Strukturen, wie geschlechtsspezifische Arbeitsbereiche und die Annahme, dass Männer das Haupteinkommen bestreiten, in Verbindung mit Vorurteilen hinsichtlich Fähigkeiten und Kompetenzen von Menschen mit Behinderung erschweren es Frauen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt einzutreten und damit selbstständig und unabhängig zu werden. Zusätzlich erschwert die mangelnde Barrierefreiheit im Arbeitskontext den Zugang zum Arbeitsmarkt für alle Menschen mit Behinderung.

Die untere Form wird nun größer und die obere Form kleiner, sodass die untere Form größer ist als die obere Form. Die Farbigkeit der Strichumrandungen innerhalb der Formen bleibt dieselbe. Die untere Form visualisiert die 74% und die obere die 47%. Das Größenverhältnis der beiden Formen spiegelt das Verhältnis von 74% zu 47% wider.

Ein → Bericht des Bundesministerium für Arbeit und Soziales (S. 170) zeigt, dass Frauen mit Behinderung häufiger erwerbslos sind als Männer mit Behinderung und deutlich häufiger als Frauen ohne Behinderung. Die Erwerbstätigkeitsquote der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland lag 2013 bei Frauen mit Behinderung bei 47%, während 52% der Männer mit Behinderung und 74% der Frauen ohne Behinderung erwerbstätig waren.

Die Differenz in der Erwerbstätigkeitsquote zeigt die intersektionale Diskriminierung, die Frauen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt erfahren.

Die Barrieren und Benachteiligungen, mit denen Frauen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert sind, bedeuten oft eine schlechte finanzielle Situation und/oder eine finanzielle Abhängigkeit von (Ehe) Partner*innen, anderen Familienmitgliedern oder dem Staat.

Visualisierungsentscheidungen & Datenkontext

Visualisierung von Daten zu intersektionaler Diskriminierung

Die hier verwendeten Daten sind Teil von umfangreichen Umfragen, Studien und Berichten zu Diskriminierung in Deutschland

Mehr dazu

Für die Visualisierung von Daten aus Studien werden keine standardisierten und konventionellen Visualisierungsformen genutzt

Warum?

Die verwendeten Daten werden durch den begleitenden Text kontextualisiert, indem er die Tendenzen, die die Daten aufzeigen, als Ausdruck intersektionaler Diskriminierung beschreibt

Warum?

Intersektionale Maßnahmen

Die zuvor betrachteten Beispiele zeigen: Es braucht besondere Maßnahmen, um Diskriminierung und Privilegierung auszugleichen und somit gleiche Ausgangsbedingungen zu schaffen. Diese müssen intersektional gedacht sein und nicht nur die individuelle Dimension, sondern vor allem die strukturelle und institutionelle Dimension von Diskriminierung einbeziehen.
Antidiskriminierungsmaßnahmen, die beispielsweise ausschließlich sexistische Diskriminierung bekämpfen, und somit eindimensional und nicht intersektional sind, richten sich tendenziell eher an weiße, heterosexuelle, cis-geschlechtliche, junge, nicht arme Frauen ohne Behinderung – die Privilegiertesten der marginalisierten Gruppe. Ihre gelebten Erfahrungen und Interessen stehen im Vordergrund.

Die vorherigen Formen verschwinden und nun bilden sich links zwei neue organische Formen aus dem Netz heraus. In diesen beiden Formen stehen jeweils die Wörter Zugang, Einbeziehung, Teilhabe und Anerkennung. Innerhalb der oberen Form treten nur die waagerechten Striche vor diese Wörter und erhalten eine orange Umrandung, alle anderen Strichausrichtungen haben innerhalb dieser Form eine graue Umrandung und sind hinter den Wörtern positioniert. Innerhalb der unteren Form haben alle Striche eine orange Umrandung und alle treten vor die Wörter.

Personen, die intersektional marginalisiert sind, werden bei eindimensionalen Maßnahmen nicht mit eingeschlossen. Zum Beispiel kann die intersektionale Diskriminierung einer Schwarzen Frau nicht aufgedeckt werden, wenn nur Geschlecht oder nur ›Rasse‹ betrachtet wird, denn in einer gleichen Situation ist ein Schwarzer Mann und eine weiße Frau nicht der gleichen Art/Form von Diskriminierung ausgesetzt. Solche eindimensionalen Maßnahmen können folglich intersektionale Diskriminierung und Marginalisierung nicht überwinden. Personen und Gruppen können dadurch sogar möglicherweise noch stärker marginalisiert werden.

Innerhalb der oberen Form treten die waagerechte Striche nun hinter die Wörter und ihre Umrandungen werden grau. Innerhalb dieser Form sind also nun alle Strichumrandungen grau und alle Striche liegen hinter den Wörtern. Bei der unteren Form verändert sich nichts, alle Striche haben eine orange Umrandung und liegen vor den Wörtern.

Erst wenn die Rechte, Interessen und Bedürfnisse der strukturell am stärksten marginalisierten Personen und Gruppen berücksichtigt bzw. umgesetzt werden, werden alle Menschen von sozialer Ungleichheit und asymmetrischen Machtverhältnissen befreit. Ungleiche Ausgangsbedingungen beim Zugang zu Ressourcen, bei sozialer und politischer Teilhabe, bei gesellschaftlicher Einbeziehung und Anerkennung etc. können überwunden werden.

Das gesamte Hintergrundnetz und die Formen verschwinden, sodass nur noch die Wörter Zugang, Einbeziehung, Teilhabe und Anerkennung zu sehen sind. Diese werden beim Weiterscrollen größer skaliert.

Und jetzt?

Intersektionalität ist bislang kaum Gegenstand von gesellschaftlichen Diskursen, noch hat der Begriff Eingang in den Alltagswortschatz in Deutschland gefunden. Das politische und transformative Potenzial, das einige Autor*innen in einer intersektionalen Perspektive sehen, ist demnach noch ungenutzt. »Das ist zu bedauern, denn es ist wünschenswert, dass sich Intersektionalität als kritische Perspektive auf Machtverhältnisse im allgemein gesellschaftlichen Diskurs durchsetzt und in selbstverständlicher Weise einbezogen wird, wann immer es um Macht, Ungleichheit und diskursive Ausschlüsse geht.« (Meyer, 2017, S.155)
Intersektionale Perspektiven konzentrieren sich nicht nur auf die individuelle Dimension von Diskriminierung, sondern gleichermaßen auf die institutionelle, strukturelle und historische Dimension, was das Spektrum von Maßnahmen, die Diskriminierung entgegenwirken können, erweitert.
Europäische rechtliche und politische Rahmenbedingungen konzeptualisieren Diskriminierung tendenziell eher aus einer eindimensionalen Perspektive. Intersektionale Perspektiven bieten das Potenzial, Personen und Gruppen, die in herkömmlichen, eindimensionalen Herangehensweisen unsichtbar bleiben, einzuschließen. Das Center for Intersectional Justice in Berlin gibt einige → Handlungsempfehlungen, um die notwendige intersektionale Perspektive in die europäischen Antidiskriminierungsarbeit zu integrieren.

Und was kann ich da jetzt machen?

Um die weitere Beschäftigung mit dem Thema zu erleichtern, haben wir erste, mögliche To Do’s aufgelistet, mit denen du gleich beginnen kannst. Diese Liste ist keinesfalls vollständig oder abschließend.

  • Erkenne an, dass intersektionale Diskriminierung, Marginalisierung und Unterdrückung ein strukturelles und institutionelles Problem ist, und sich nicht nur auf individueller Ebene widerspiegelt.
  • Werde dir deiner Privilegien bewusst, reflektiere und hinterfrage dich. Erkenne an, dass dies unkomfortabel und unbequem ist und dass genau das gut und wichtig ist.
  • Informiere dich eigenständig, also belese dich, besuche Veranstaltungen etc. Marginalisierte Personen stehen in keinster Weise in einer Bringschuld.
  • Höre marginalisierten Menschen, die Diskriminierung erleben und davon berichten, zu und negiere ihre gelebten Erfahrungen nicht, sondern betrachte diese als wertvoll und beziehe sie als wichtiges Wissen ein.
  • Erkenne an, dass die eigenen Erfahrungen, das eigene Wissen etc. situiert, partiell und voreingenommen sind, und schließe nicht von der eigenen Position, Situation und Perspektive auf andere.
  • Übe, strukturelle Unterdrückung zu erken
nen und mit einer »intersektionalen Brille« Dinge und Situationen im alltäglichen, privaten und beruflichen Leben zu beobachten! Wer ist die Norm und wen schließt sie aus?
  • Stell dir die Frage: Wie bin ich im privaten und im beruflichen Kontext an der Aufrechterhaltung und Verstärkung diskriminierender Strukturen beteiligt?
  • Übernehme Verantwortung – im privaten und beruflichen Leben!
 Wen fördere ich, wen zitiere ich, wen retweete ich, wen binde ich ein, wen stelle ich ein, …?
  • Sprich mit anderen über Intersektionalität, Diskriminierung und Privilegierung – teile es, benenne es, diskutiere.

Weiterführende Quellen für Dich

Die folgenden Quellen sind eine Sammlung von Literatur, Personen etc., die uns Autor*innen dabei geholfen haben, Intersektionalität, Diskriminierung und Privilegierung (besser) zu verstehen. Diese Liste ist keinesfalls vollständig oder abschließend.

Projektinformationen

Dieses Projekt versucht, Intersektionalität zugänglicher zu machen, das zentrale Anliegen zu kommunizieren und einen Einstieg zu ermöglichen. Im Rahmen dieses Projektes ist es nicht möglich, Intersektionalität vollständig in ihren detaillierten Methoden, theoretischen Ansätzen, Analyseebenen etc. zu behandeln. Auch sind die genannten Beispiele lediglich ein kleiner Ausschnitt der zahlreichen, intersektionalen Diskriminierungsformen und -erfahrungen.
Dieses Projekt ist geprägt von den subjektiven und partiellen Perspektiven des Projektteams. In dem Teil »Einblicke in das Projekt« werden bestimmte Visualisierungsentscheidungen transparent und involvierte Personen sichtbar gemacht. Der Projektprozess wird offengelegt, die Perspektiven und Positionen der Autor*innen werden kommuniziert und die Projektergebnisse kritisch reflektiert.

Quellen

Sende uns bitte eine E-Mail bei inhaltlichen Anmerkungen.

Projektteam

Hannah Schwan (Konzeption, Gestaltung, Text)
Jonas Arndt (Umsetzung)
Sandra Cartes (Inhaltliche Beratung)
Marian Dörk (Wissenschaftliche Leitung)

Phase A: Bachelor Projekt

Im Rahmen der Interfacedesign Bachelorarbeit von Hannah Schwan entstand eine erste Version dieses Artikels. Innerhalb der Bachelorarbeit wurde ein Konzept und Entwurf für eine Web-Visualisierung entwickelt, mit dem Ziel, Intersektionalität mithilfe einer Kombination aus Text, animierter Illustration und Datenvisualisierung anschaulich zu erklären und ihr zentrales Anliegen zugänglich zu vermitteln. Dabei wurden außerdem bestimmte Prinzipien und Methoden feministischer Informationsvisualisierung angewandt.
Details dazu findest Du in der → Bachelorarbeit.

process1_de.png

Recherche

Das Projekt war zunächst geprägt durch eine Recherchephase, in der wissenschaft
liche Arbeiten zu Intersektionalität und Studien zu intersektionaler Diskriminierung rezipiert wurden. Ebenfalls wurden für das Projekt relevante Prinzipien für eine intersektional feministische Informationsvisualisierung herangezogen, hier war vor allem das Buch → Data Feminism von Catherine D’Ignazio und Lauren F. Klein eine wichtige Referenz.

Ideen & Skizzen

Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Recherchephase folgte schließlich eine iterative Gestaltungsphase. In einem explorativen Ideenfindungsprozess wurden Ideen mit Hilfe von analogen und digitalen Skizzen generiert, entwickelt und verworfen. Beispiele lassen sich unter »Visualisierungsentscheidungen
 & Datenkontext« finden.

Konzepte & Entwürfe

Das Bild zeigt insgesamt sechs verschiedene Screens. Diese zeigen unterschiedliche Versionen des Scrollytelling Artikels und veranschaulichen so dessen Entwicklung.

Konzepte und Entwürfe für eine visuelle Sprache von Intersektionalität, für ein begleitendes Narrativ und ein Interfacedesign wurden nach und nach entwickelt. Auch wurde in dieser Phase mit visuellen Repräsentationen für Daten aus Studien zu intersektionaler Diskriminierung experimentiert.

Feedback Expert*innen und Weiterentwicklung

Expert*innen zu Intersektionalität wurden im Gestaltungsprozess einbezogen, um die Sinnhaftigkeit der entwickelten Visualisierungen kritisch zu überprüfen und so das Wissen verschiedener Personen einzubeziehen. Es fanden jeweils 45-minütige Feedbackgespräche mit drei Expert*innen in Form von Videoanrufen statt. Zunächst wurde das Ziel des Projektes erläutert und im Anschluss wurden Konzepte und Entwürfe gezeigt und erklärt. Daraufhin äußerten die Expert*innen hilfreiche Anmerkungen, Kritik und Feedback, woraufhin eine Überarbeitung und Konkretisierung der Visualisierung folgte. Beispiele lassen sich unter »Visualisierungsentscheidungen
 & Datenkontext« finden.

Phase B: Weiterentwicklung im UCLAB

Die innerhalb der Bachelorarbeit entwickelte Visualisierung wurde anschließend im → Urban Complexity Lab von Hannah Schwan, Jonas Arndt, Sandra Cartes und Marian Dörk weiterentwickelt und umgesetzt. Ziel dieser Weiterentwicklung war die Verfeinerung und Implementierung der interaktiven Visualisierung und das Veröffentlichen eines wissenschaftlichen Papers.
Der Quellcode des resultierenden Scrollytelling Artikels ist auf → Github verfügbar.

Das Bild zeigt eine Zeitleiste. Die Wörter Feedback & Verfeinerung, Implementierung, Veröffentlichung & Evaluation, Auswertung & Überarbeitung, Paper Einreichung sind jeweils in einer organischen Form mit schwarzer Umrandung platziert und hintereinander angeordnet. Die Formen sind mit einer waagerechten Linie verbunden.

Feedback & Verfeinerung und Implementierung

Zu Beginn dieser zweiten Phase des Projektes gab es zunächst internes Feedback und Abstimmungen, was konkret überarbeitet und verfeinert werden sollte. Die entwickelte visuelle Sprache zur Erklärung von Intersektionalität sollte erhalten bleiben. Visuelle Details, die narrative Struktur der interaktiven Visualisierung und das Interfacedesign wurden weiterentwickelt, was in einem Scrollytelling Format resultierte. Auch der Text des Artikels wurde in mehreren Iterationen konkretisiert. Daraufhin wurde der Scrollytelling Artikel mit ein paar Design- und Interaktionsanpassungen implementiert.

Veröffentlichung & Evaluation

Diesen Abschnitt ergänzen wir, nachdem die Evaluation abgeschlossen ist.

Auswertung & Überarbeitung

Diesen Abschnitt ergänzen wir, nachdem die Auswertung und Überarbeitung abgeschlossen sind.

Paper Einreichung

Neben dem Scrollytelling Artikel verfassen wir auch ein wissenschaftliches Paper. Der Fokus liegt hierbei auf der kritischen Praxis der Offenlegung (»disclosure«) als Prinzip feministischer Datenvisualisierung. Dieser Scrollytelling Artikel bildet die Case Study für das Paper. Wir definieren darin inhaltliche Aspekte der Offenlegung, die notwendig sind für das kritische Lesen und Reflektieren von Visualisierungen und ihren Kontexten. Wir schlagen verschiedene Formen vor, um die kritische Praxis der Offenlegung in Datenvisualisierungen und visuelle Interfaces einzubetten.
Sobald das Paper veröffentlicht ist, wird es hier verlinkt.