Bildnis eines Mädchens in Straubinger Tracht im Lehnstuhl
ReFa identifier
M_171_553
Name or identifier
171
Title
Bildnis eines Mädchens in Straubinger Tracht im Lehnstuhl
Straubingerin
Straubingerin. Im Jahre 1888 gemaltes Ganzfigurenporträt eines jungen Bauernmädchens aus Straubing in Niederbayern, auf einem Stuhl sitzend. R. u. signiert: Defregger. In zügigen Pinselstrichen teils lasierend teils pastos gemalt. / Auf der Rückseite der Tafel bez.: Franz von Defregger 1888. / Straubingerin
Created by
Date / Time of creation
vor 1875
1888
Object type
Categories / Subject keywords
Dimensions
29,8 x 22,7 x 0,8 cm
Material
Öl auf Holz
P65 shows visual item
P128 carries
E34 Inscription
P2 has type: Nummer
P190 has symbolic content: 171
P3 has note: Bild verso
E34 Inscription
P2 has type: Hinweis auf Künstler
P190 has symbolic content: Franz von Defregger. 1888.][Straubingerin.
P3 has note: Bild verso
E34 Inscription
P2 has type: Signatur
P190 has symbolic content: Defregger
P3 has note: Bild recto
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P2 has type: Grunderfassung
P4 has time-span: 2013-10-09
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E8 Acquisition
P82 at some time within: 1878-11-20/1888-04-24
Description / General note
In der Darstellung des sitzenden Mädchens scheint ein vielfach verwandtes reales Modell oder ein Mädchentypus hervorzutreten. So verzeichnet Hans-Peter Drefregger ein Sitzendes Mädchen (Archivbild, nach 1900, S. 379), welches in den Proportionen und in der Zeichnung des Gesichts dem Mädchen im Straubinger Kostüm ähnelt (Defregger 1983). Auch scheinen viele Mädchenbilder auf ein und denselben Typus von jungem Mädchen zurückzugehen. Einene Großteil der Bildnisse machen jedoch Bruststücke aus, in der Darstellung des sitzenden Mädchens in Straubinger Tracht kommt jedoch die Bekleidung ganz zur Geltung.
Über das vorliegende Gemälde schreibt Hans-Peter Defregger: Die Werke befanden „sich unter 600 ähnlichen Gemälden, die der Freiherr, ein leidenschaftlicher Sammler von Trachten und allen damit zusammenhängenden Gebieten, im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat“ (Defregger 1983, S. 28). Er schreibt weiter: „Da sich im Nachlaß Defreggers kein Hinweis auf dise Bilder findet, ist anzunehmen, daß sie als Gefälligkeit für einen Freund oder guten Bekannten angefertigt wurden“ (Defregger 1983, S. 28).
Über das vorliegende Gemälde schreibt Hans-Peter Defregger: Die Werke befanden „sich unter 600 ähnlichen Gemälden, die der Freiherr, ein leidenschaftlicher Sammler von Trachten und allen damit zusammenhängenden Gebieten, im Laufe seines Lebens zusammengetragen hat“ (Defregger 1983, S. 28). Er schreibt weiter: „Da sich im Nachlaß Defreggers kein Hinweis auf dise Bilder findet, ist anzunehmen, daß sie als Gefälligkeit für einen Freund oder guten Bekannten angefertigt wurden“ (Defregger 1983, S. 28).
Franz von Defreggers Ölbild wurde als Vorbild für die gleichnamige Illustration in den Blättern für Kostümkunde genutzt. Die Beschreibung erfolgte durch I. Amer und liest sich wie folgt: „Das grosse Kopftuch aus glattem Seiden-, Halbseiden- oder Baumwollstoff in brauner oder noch häufiger schwarzer Farbe, an den weit über den Rücken herabhängenden Enden mit gestickten Blumen verziert, wird so um den Kopf geschlungen und nach rückwärts gebunden, dass es nur einen von Schläfe zu Schläfe reichenden, kleinen Streifen des Haupthaares sehen lässt. Die Ohren dagegen bleiben vollkommen frei und werden mit goldenen Ohrringen geschmückt; die beliebteste und am längsten in Gebrauch gebliebene Gattung der letzteren waren die mit dem Namen ‚Pflugräder’ bezeichneten: gross, runde, mit einer Querspange versehene Ohrringe. Den Hals bedeckte ein schmales, aus weissem, gesticktem Tüllstoff gefertigtes, an beiden Enden mit breiten ‚Barben’ versehenes und zu einer Masche geschlungenes Tüchelchen oder eine nicht zu reiche, gestickte Halskrause. Vermöglichere trugen statt dessen silberne Halsketten mit länglichen, schmalen, mit Filigran-Arbeiten us Gold und Silber und mit Perlen geschmückten Schliessen. Diese Ketten hatten manchmal bis zu 15 ‚Gänge’, von denen sich 6 – 9 eng an den Hals anschlossen, während die übrigen malerisch auf Brust, Schulter und Nacken herabfielen. In diesem Falle wurde das Tülltüchlein oder die Halskrause durch einen gestickten, ausgezackten Spitzenkragen von runder Form (Chemisette) ersetzt. Das ‚Leibl’, eine Art Weste, ist aus schwerem, geblümten Seidenstoffe gefertigt und mit einer mehr oder minder reichen Goldstickerei ausgestattet. An dieses schliesst sich das Mieder aus schwarzem, gemusteretem Seiden- oder Atlasstoff an, bei reicheren Frauenspersonen zu beiden Seiten mit silbernen Haken versehen – je acht bis zwölf an der Zahl -, an welchem das Silbergeschnür befestigt wird. An den Kettchendesselben befinden sich eine Menge der schönsten und werthvollsten altn Gold- und Silbermünzen und sonstige Gegenstände aus Edelmetall, als: Eicheln, Schnürstifte, Nüsse, Büchschen u.s.f.. In der wärmeren Jahreszeit bilden bei günstiger Witterung die langen, nicht zu engen, weissen Hemdärmel, die am Handgelenke reich ‚gefältelt’ sind, die einzige Bekleidung des Armes; zu anderen Zeiten wird ein bis an die Hüften reichendes ‚Röckl’ (Spencer) angezogen, das jedoch auf der Brust offen bleibt und Brustfleck und Mieder vollkommen sehen lässt. Der Stoff des ‚Röckl’ ist gemusterter oder abgenähter Halbseiden- oder Seidenstoff, oder auch glatter Atlasstoff; die Farbe gewöhnlich schwarz; die Ärmel, an den Achseln stark gebauscht und mit Baumwolle gefüttert, liegen unten ganz eng an. Der ‚Kittel’ (Rock), aus weiss und schwarz gestreiftem Wollenstoff gefertigt, reicht bis etwa über die Fussknöchel hinab, ist an seinem unteren Ende mit mehr oder weniger breitem, gepresstem oder glattem Sammt- oder Seidenstoff – Farbe braun oder schwarz – eingefasst und enthält nicht zu viele Falten. Der ‚Kittel’ wird beinahe bis zur Hälfte seines Umfanges von einer langen Schürze, so ziemlich ausschließlich aus blauem Stoff (Glanzbatist, Seide, Wolle), bedeckt, deren Bindebänder durchweg von Seide sind; ihre Farbe ist, je nach der oft sehr komisch wirkenden Geschmacksrichtung, verschieden; immer aber sind die Bänder breit, vorn in der Masche geschlungen und bis zu dieser an den Enden mit gezacktem Seidenstoff oder Goldlitzen ausgenäht. Wie das ‚Leibl’ und das Mieder, so ist auch die Schürze ein Massstab für die Beurtheilung der grösseren oder geringeren Wohlhabenheit der Trägerin. Während nämlich in einigen Fällen die Einfassung der Schürze aus gepresstem Sammet oder geblümter Seide besteht, werden in anderen Fällen echte, über Manneshand breite Goldborten angebracht. Die Fussbekleidung besteht aus ‚Zwickelstrümpfen’ von blau und weiss gestreifter oder blauweiss gefelckter Wolle. Den Vordertheil des Fusses bedeckt ein lederner Pantoffel, der an seinem Ausschnitte mit gefälteten seidenen Bändchen oder schmalen Goldlitzen verziert ist. Schnürstiefelchen gehören zu den Seltenheiten“ (Amer 1891, S. 70-72).
Der Kostenaufwand einer solchen Tracht sei mit mehr als 1.800 Gulden anzusetzen, hauptsächlich machten die Metallgehänge dies so kostbar. (Amer 1891, S. 72)
Das Gemälde beschreibt einen „früheren“, bis zum Anfang der 1870er Jahre charakteristischen, Zustand. So ist hier eine historische Bestandsaufnahme zus sehen, eine Erinnerung, die mit dem Ziel der Überlieferung angefertigt wurde. (Amer 1891, S. 72)
Das Gemälde beschreibt einen „früheren“, bis zum Anfang der 1870er Jahre charakteristischen, Zustand. So ist hier eine historische Bestandsaufnahme zus sehen, eine Erinnerung, die mit dem Ziel der Überlieferung angefertigt wurde. (Amer 1891, S. 72)