Bildnis einer Frau im Kleid mit Schnürbrust
ReFa identifier
G_012_088
Name or identifier
12
Title
Bildnis einer Frau im Kleid mit Schnürbrust
Created by
E63 Beginning of Existence
Date / Time of creation
1630 - 1899
nach 1830
Object type
Categories / Subject keywords
Dimensions
85,0 x 66,1 x 2,9 cm
Material
Öl auf Leinwand
P65 shows visual item
P128 carries
E34 Inscription
P2 has type: Inventarnummer
P190 has symbolic content: [unleserlich]
P3 has note: unten links, recto
Changed ownership through
E8 Acquisition
P82 at some time within: 1878-11-20/1888-04-24
Description / General note
Die Dargestellte präsentiert sich stehend vor einem Vorhang. Ihr Obergewand ist aus einem hellen, beigefarbenen Textil mit kleinen floralen Elementen. Das weite, in der vorderen Mitte spitz zulaufende Dekolleté (en coeur?), lässt Schultern und Teile des Rückens unbedeckt und ist von einer Bärthe eingefasst. Die Schnürbrust senkt sich vorn tief, mit dem Blankscheid verstärkt, in den Schoß. Der Rock ist über einem Reifrock in Falten arrangiert und greift seitlich aus. Diese Rockform wird als eine Justaucorps bezeichnet (Loschek/Wolter 2011, S. 289, Justaucorps [1]). Die kurzen Puffärmel aus dem gleichen Textil fallen von der Schulter herab und laufen in üppigen Spitzen aus. Diese erinnern an Engageantes, sind jedoch nicht übereinander angeordnet, sondern werden mit Perlenschnüren gerafft. Die hellgrau gepuderten Oberhaare trägt sie über der Stirn in die Höhe gekämmt wie eine frühe Form der Fontange und an den Seiten in großen lockeren Segmenten, die mit Perlenschnüren akzentuiert sind. Die rechte Hand umfasst eine über die Schulter zur vorderen Körpermitte herabfallende Lockensträhne in der natürlichen Haarfarbe. Um den Hals trägt sie eine eng anliegende Perlenkette, die Ohrringe bestehen aus Tropfenperlen.
Die Kleidungselemente und die Anordnung der Haare sind unterschiedlichen Stilepochen zuzuordnen und werden hier zu einem Konglomerat zusammengeführt. Die seitlich locker arrangierten Haare – meist waren dies Haarteile mit Unterkonstruktionen – sind ein typisches Element der 1630er Jahre, während die spitz über der Stirn aufragenden Haare an eine spätere, erst im ausgehenden 17. Jahrhundert aufkommende, Fontange-Mode erinnern. Die Kleidsilhouette ist typisch für die 1720er bis 1740er Jahre, die kurzen Puffärmel jedoch ein Element von ca. 1640. Der anschließende Ärmel aus Spitze erinnert angesetzte mehrlagige Volants, eine modische Erscheinung aus der Zeit von etwa 1680 bis 1770, sind hier jedoch aus einem Stoffteil und lediglich gerafft. Die das Dekolleté rahmende Spitzeneinfassung (eine Berthe?), ist ein Element der 1830er und 1840er Jahre; die Darstellung könnte jedoch auch als der Spitzenbesatz eines unter dem Mieder getragenen Hemdes gedeutet werden. In dieser Kleiderdarstellung finden sich demnach Reminiszenzen an modische Elemente der 1630er Jahre bis hin zu der Spitzeneinfassung aus den 1830er Jahren. Der Entstehungszeitpunkt ist also nach 1830 anzunehmen.