Kleiderwirklichkeit und Bildfindungen im 19. Jahrhundert. Ihre Nachnutzung und Transformation im musealen Kontext
Ausgehend von den beiden Illustrationen zur Bekleidung eines Oberösterreichischen Bauern und einer Bauersfrau aus der Bauernkriegszeit, deren materielle und visuelle Quellen des Grafikers Alois Greil hier rekonstruiert werden konnten, entwickelte sich ein Bildbeleg für die Beständigkeit einmal formulierter Bildideen ländlicher Trachten. Aufbauend darauf unterstützte diese Visualisierung von Wissenssystemen die ganz dem Geist der rezipierenden und erneuernden Praxis der Tracht verpflichtete Tätigkeit des Volkskundlers Franz C. Lipp und bildete die Basis eines vestimentären Weiterlebens in rekonstruierten Museumsfigurinen, Kostümen und Vereinskleidungen. Die ausgewählten Bilder verdeutlichen den kommunikativen Prozess, durch den sich Erinnerungskultur, Identität und Tradition formiert. Methodisch ergab sich eine Kombination aus bildanalytischen und empirischen Verfahren von kunsthistorischem und volkskundlichem Blickwinkel, wobei die Praxis Franz von Lipperheides und August von Heydens, stellvertretend für die Kostümforschung des 19. Jahrhunderts, und ihr Nachwirken herausgearbeitet werden konnte. Als Forschungsergebnis ergab sich der Fakt, dass hier wesentlich mehr zeittypische Wertschöpfung mitwirkt als postuliert wurde.