Ikonizität als Erkenntnismittel – Vollständigkeit, Verständlichkeit und Kontextualisierung als Grundprinzipien der Visualisierung
Das hohe Aufkommen und die vermehrte Relevanz digitaler Information haben den Bereich der Erschließung, Organisation und Vermittlung von Wissen nachhaltig verändert. Vilém Flusser wies bereits 1978 auf das „Ansteigen der Wichtigkeit von zweidimensionalen Codes“ (Flusser 1998: 22) in unserer Kultur hin, womit er die Kommunikation mittels Oberflächen im Gegensatz zu den linearen Medien der „eindimensionalen Codes“, wie das Alphabet meinte. Diese Oberflächen sind graphisch konstituiert und auch das Web selbst ist ein visuelles Medium auf struktureller Ebene. In diesem Sinne konstatiert auch Horst Bredekamp: „Die hochtechnisierter Gesellschaften durchleben eine Phase der kopernikanischen Wende von der Dominanz der Sprache zur Hegemonie des Bildes.“ (Bredekamp 2000: 102). Die Beschreibung und Analyse des Phänomens Bildlichkeit erfordert eine Bildtheorie, die sowohl in der Lage ist, traditionelle Bildformen als auch digitale Bilder zu adressieren und alle gesellschaftlichen Anwendungsbereiche, von künstlerischen über alltäglichen hin zu wissenschaftlichen Ausdrucksformen einzuschließen oder wie John Michael Krois es formuliert: „Eine Bildtheorie können wir dadurch testen, dass wir nachschauen, ob sie die sonderbarsten Eigenschaften von Bildern verständlich machen kann.“ (Krois 2011: 140)